Die Lewy-Körperchen-Demenz ähnelt auf den ersten Blick sehr der Parkinson-Erkrankung. Die Erscheinungsbilder der Erkrankungen sind zwar ähnlich, sie unterscheiden sich jedoch in der kognitiven Komponente. Bestand schon eine Parkinson-Diagnose bevor kognitive Einschränkungen hinzukamen, handelt es sich nicht um eine Lewy-Körperchen-Demenz sondern um einen Parkinson mit Demenz. Wurden zuerst die kognitiven Symptome auffällig und treten die typischen Parkinsonsymptome erst im Verlauf auf, handelt es sich hingegen um eine Lewy-Körperchen-Demenz. Das kann etwas verwirrend sein… Deshalb obliegt die Diagnosestellung ja auch dem (Fach-)Arzt 🙂
Was genau sind die Symptome einer Lewy-Körperchen-Demenz?
Bei der Lewy-Körperchen-Demenz zeigen die betroffenen Menschen nicht die gute Fassade scheinbarer Gesundheit, sondern wirken meist auf den ersten Blick krank. Die Symptome äußern sich vor allem in Form von fortschreitenden Gedächtnisstörungen, Aufmerksamkeitseinschränkungen, Störungen des Handelns sowie Störungen von Erkennen und Reproduzieren komplexer Muster oder Vorlagen. Zahlenreihen können dann zum Beispiel nicht mehr ergänzt werden oder Handlungsabläufe nicht mehr geplant und durchgeführt werden. Typisch sind ebenfalls Halluzinationen und Verhaltens- und Persönlichkeitsstörungen. Im frühen Stadium treten häufig wiederholte Stürze und Ohnmachtsanfälle ohne ersichtlichen Grund auf, sowie Parkinson-ähnliche Symptome wie Gangunsicherheit, Verlangsamung oder plötzliches “Einfrieren” bei dem, was man gerade tut. Hinzu kommen Störungen des Rapid-Eye-Movement-Schlafes, die durch lebhafte, angsterfüllte, mit heftigen Bewegungen und Schreien einhergehenden Träumen gekennzeichnet sind. Die Symptome sind dabei nicht durchgehend stark. Es gibt Tage, an denen keine krankheitsbedingten Beeinträchtigungen zu bemerken sind und Tage, an denen die Symptomatik sehr ausgeprägt ist. Je weiter die Erkrankung fortschreitet, desto stärker werden auch die Symptome. Die kognitiven Leistungen nehmen immer weiter ab und auch die körperlichen Parkinson-Symptome werden immer stärker, so dass es nicht ungewöhnlich ist, dass erkrankte Menschen in der späten Phase der Erkrankung bettlägerig werden.
Was sind diese Lewy-Körperchen und was hat es damit auf sich?
Bei den Lewy-Körperchen handelt es sich um schädliche Eiweißablagerungen, die den Stoffwechsel der Nervenzellen im Gehirn stören. Sie befallen hauptsächlich die Zellen des Hirnstamms und der Großhirnrinde. Die kleinen Ablagerungen finden sich hauptsächlich innerhalb der Zellen, weniger außerhalb, und sind deshalb durch bildgebende Verfahren nicht erkennbar. Bei der Parkinson-Krankheit treten ähnliche Veränderungen im Gehirn auf, deshalb sind sich die Erkrankungen so ähnlich.
Die Lewy-Körperchen-Demenz tritt deutlich seltener auf als die Alzheimer-Demenz. Sie betrifft aber immerhin noch ca. 5 % der demenziell erkrankten Menschen. Sie tritt meist erst im höheren Lebensalter auf und schreitet in unterschiedlicher Geschwindigkeit fort. Es wird angenommen, dass mehr Männer als Frauen von der Erkrankung betroffen sind. Nachdem die Diagnose von ärztlicher Seite gestellt wurde, beträgt die Lebenserwartung im Durchschnitt noch 7 bis 8 Jahre.
Warum Menschen an einer Lewy-Körperchen-Demenz erkranken ist bisher noch unklar. Es sind keine Risikofaktoren bekannt, die die Erkrankungswahrscheinlichkeit erhöhen. In wenigen Fällen wird die Erkrankung durch Mutationen des Erbguts (DNS) hervorgerufen und kann somit auch vererbt werden.
Bisher ist eine Lewy-Körperchen-Demenz nicht heilbar und die Symptomatik kann auch nur bedingt behandelt und gedämpft werden. Bei der Behandlung müssen sowohl kognitive, psychotische und körperliche Einschränkungen/ Symptome bedacht werden. Es gibt bisher kein spezifisches Medikament bei Lewy-Körperchen-Demenz. Hier kommen Medikamente zum Einsatz, die sonst z.B. bei psychischen Erkrankungen oder auch bei Parkinson genutzt werden. Viele Erkrankte reagieren sehr sensibel auf einige Medikamente. Deshalb muss eine medikamentöse Einstellung äußerst behutsam vorgenommen werden. Als nicht-medikamentöse Therapieformen haben sich u.a. kognitive Aktivierung, Physiotherapie und Ergotherapie bewährt.
Quellen:
Brand, M., & Markowitsch, H. J. (2005). Neuropsychologische Früherkrennung und Diagnostik der Demenzen. In M. Martin & H. R. Schelling (Eds.), Demenz in Schlüsselbegriffen: Grundlagen und Praxis für Praktiker, Betroffene und deren Angehörige. Hogrefe AG.
Drach, D. L. M., & Haupt, P. D. M. (n.d.). Informationsblatt 14: Die Lewy-Körperchen-Demenz.
Kratz, T. (2017). The Diagnosis and Treatment of Behavioral Disorders in Dementia. Deutsches Ärzteblatt International, 114(26), 447–454. https://doi.org/10.3238/arztebl.2017.0447
Stoppe, G. (2006). Demenz. UTB Ernst Reinhardt.
Universitätsklinikum Freiburg (2021): Die Lewy-Körperchen-Erkrankung, 2021, https://www.uniklinik-freiburg.de/fileadmin/mediapool/09_zentren/zggf/pdf/LBD_Übersicht.pdf , letzter Zugriff: 12.12.2021
Wallesch, C.-W., & Förstl, H. (2017). Demenz mit Lewy-Körperchen. In C.-W. Wallesch & H. Förstl (Eds.), Demenzen (3., unveränderte Auflage). Georg Thieme Verlag.