Das Korsakow-Syndrom gehört laut Definition nicht zu den Demenzformen. Es handelt sich stattdessen um ein amnestisches Syndrom. Das heißt, dass das Gedächtnis stark betroffen ist, ähnlich wie bei einer Demenz. Da es häufig mit einer demenziellen Erkrankung verwechselt wird, möchte ich in diesem Blogartikel näher darauf eingehen.
Was ist also dieses Korsakow-Syndrom? Welche Symptome sind typisch?
Das Korsakow-Syndrom, benannt nach dem russischen Neurologen Sergei Korsakow, der es erstmals beschrieb, ist eine neuropsychiatrische Erkrankung, die hauptsächlich das Gedächtnis betrifft. Es tritt oft als Folge von chronischem Alkoholmissbrauch auf, ist jedoch auch mit anderen Faktoren wie Vitamin-B1-Mangel, bestimmten Medikamenten oder neurologischen Erkrankungen verbunden.
Ein Korsakow-Syndrom entwickelt sich nicht plötzlich über Nacht. In den meisten Fällen (ca. 85 %) geht dem Syndrom die Wernicke-Enzephalopathie voraus. Beiden Erkrankungen liegt in der Regel ein Vitamin-B1-Mangel zugrunde. Vitamin-B1 (auch Thiamin genannt) ist entscheidend für die Energieproduktion im Gehirn und den Stoffwechsel. Ein Mangel kann zu irreversiblen Schäden an den Gehirnzellen führen, was die charakteristischen Symptome des Korsakow-Syndroms auslöst.
Wird die Wernicke-Enzephalopathie rechtzeitig erkannt und behandelt, ist diese reversibel, also quasi heilbar. Wird sie nicht behandelt, geht die Erkrankung mit großer Wahrscheinlichkeit in das Korsakow-Syndrom über. Die Wernicke-Enzephalopathie äußert sich durch Störungen des Sehens und der Augenbewegungen, durch Probleme mit Bewegungsabläufen wie dem Gehen sowie durch eine generelle Verwirrtheit und Störungen des Bewusstseins und des Gedächtnisses.
Die typischen Symptome des Korsakow-Syndroms sind anfangs relativ unspezifisch. Dazu zählen zu Beginn Müdigkeit und Abgeschlagenheit aber auch Aggressivität oder Kopfschmerzen. Im Verlauf kommt es dann zu Gedächtnisstörungen, bei denen sowohl das Kurzzeit- als auch das Langzeitgedächtnis betroffen sind. Das heißt, Menschen mit einem Korsakow-Syndrom vergessen sowohl erst vor Kurzem Gesagtes oder Geschehenes genauso wie weit zurückliegende Geschehnisse oder Gespräche. Diese Gedächtnislücken füllen die erkrankten Personen unbewusst mit “neuen” Informationen, die meist nicht der Realität entsprechen. Dieses Verhalten ist nicht böswillig gemeint, sondern Teil der Erkrankung. Der erkrankte Mensch weiß nicht, dass er “lügt”. Der Fachbegriff dafür lautet Konfabulation. Im Gespräch mit einem Menschen mit Korsakow-Syndrom kann man als Gesprächspartner also nicht davon ausgehen, dass alles stimmt, was das Gegenüber erzählt.
Ein weiteres Symptom, das bei Menschen mit Korsakow-Syndrom auftreten kann, ist die Wesensveränderung. So kann es vorkommen, dass erkrankte Menschen sozial inadäquates Verhalten zeigen und unangemessen auf Geschehnisse oder Berichte reagieren. Das kann soweit gehen, dass sie sich bei traurigen Nachrichten unangemessen fröhlich zeigen oder aber im Gegenteil ohne ersichtlichen Grund sehr traurig und niedergeschlagen wirken. Teilweise zeigen sie sich auch distanzlos und respektieren nicht die Grenzen anderer Menschen.
Die gute Nachricht ist, dass die Symptome eines Korsakow-Syndroms oft abzumildern sind. Es ist zwar eine chronische Erkrankung, aber die Symptomausprägung kann durch die richtige Therapie deutlich verbessert werden.
Wie sieht die Therapie eines Korsakow-Syndroms aus? Wie steht die Prognose?
Wenn das Korsakow-Syndrom durch eine Alkohol-Suchterkrankung und einen darauffolgenden Vitamin-B1-Mangel hervorgerufen wurde, sieht die Therapie primär eine Alkoholabstinenz und die Gabe von Vitamin-B1 vor.
Da in der Regel ein genereller Mangelzustand besteht, nicht nur ein Mangel von Vitamin B1, werden auch weitere Vitamine und Mineralien verabreicht, um den Mangel zu beheben.
Liegen dem Korsakow-Syndrom andere Erkrankungen, wie z.B. Essstörungen oder Krebs, zugrunde, besteht die Therapie auch in der Behandlung der auslösenden Erkrankung.
Eine frühzeitige Therapie, kann die Symptome ggf. komplett beseitigen. Generell scheint eine konsequent durchgeführte Therapie zur Verringerung der Symptomausprägung zu führen, so dass eine gewisse selbstständige Lebensführung gewahrt werden kann.
Ich hoffe, dieser Blogartikel hat Ihnen Aufschluss über das Korsakow-Syndrom geben können. Bei weiteren Fragen, können Sie sich gerne jederzeit an mich wenden 🙂
Quellen:
Arts, N. J., Walvoort, S. J., & Kessels, R. P. (2017). Korsakoff’s syndrome: A critical review. Neuropsychiatric Disease and Treatment, 13, 2875–2890. https://doi.org/10.2147/NDT.S130078
Lang, C. J. G. (2017). Symptomatische Demenzen. In C.-W. Wallesch & H. Förstl (Eds.), Demenzen (3., unveränderte Auflage). Georg Thieme Verlag.
Korsakow-Syndrom: Symptome, Verlauf, Ursachen. (2021, November 17). NetDoktor. https://www.netdoktor.de/krankheiten/korsakow-syndrom/