Eine einfach gehaltene Definition von Demenz ist die Folgende: „Bei einer Demenz kommt es zu einem fortschreitenden Abbau von Hirngewebe und damit zum Verlust von kognitiven (geistigen) Fähigkeiten“ (Bley, 2015, S.900). Die charakteristischen Merkmale von Demenz sind Gedächtnisverlust, Beeinträchtigung des Denkvermögens, Probleme bei der Sprache und der Ausführung alltäglicher Aufgaben sowie Veränderungen der Persönlichkeit und des Verhaltens. Diese Symptome treten schleichend auf und verschlechtern sich im Verlauf der Erkrankung.
Demenz ist keine einzelne Krankheit, sondern ein Sammelbegriff für über 70 verschiedene Erkrankungen, die zu einem fortschreitenden Verlust der geistigen Fähigkeiten führen. Es gibt verschiedene Ursachen für Demenz, von denen einige besser erforscht sind als andere. Die zu der Gruppe der Demenzen gehörenden Erkrankungsformen bewirken also in erster Linie einen geistigen Verfall des Menschen. Erst im späteren Verlauf treten auch körperliche Einschränkungen auf. Obwohl heutzutage immer mehr junge Menschen erkranken, nimmt die Wahrscheinlich, demenziell zu erkranken, im Alter deutlich zu. Weltweit gesehen werden jedoch ca. 75% der Demenzfälle nicht diagnostiziert. Die Menschen leben mit ihren Symptomen, ohne eine Diagnose dafür zu haben. So wurde angenommen, dass im Jahr 2019 weltweit 55 Millionen Menschen mit einer Demenz gelebt haben. Schätzungen zufolge soll diese Zahl bis zum Jahr 2050 auf 139 Millionen Fälle weltweit ansteigen. Es wird angenommen, dass in Deutschland derzeit 1,7 Millionen Menschen an einer Demenzerkrankung leiden. Jedes Jahr würden es 40.000 Fälle mehr werden. So dass die Zahl der Erkrankten in Deutschland im Jahr 2050 bei ca. drei Millionen Menschen liegen werde.
Häufigste Ursachen von Demenz
Dies sind die häufigsten Erkrankungsformen (es gibt noch deutlich mehr, diese sind jedoch sehr selten):
- Alzheimer-Krankheit: Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Form der Demenz und macht etwa 60-70% aller Demenzfälle aus. Sie ist durch die Ablagerung von Eiweißablagerungen und veränderten Nervenzellen im Gehirn gekennzeichnet, die zu einem fortschreitenden Abbau der Gehirnzellen führen.
- Vaskuläre Demenz: Diese Form der Demenz entsteht durch eine Beeinträchtigung der Blutversorgung des Gehirns, z. B. durch Schlaganfälle oder Verengungen der Blutgefäße. Die Symptome können je nach betroffenem Bereich des Gehirns variieren.
- Lewy-Körperchen-Demenz: Lewy-Körperchen sind abnormale Ablagerungen von Eiweiß im Gehirn. Diese Form der Demenz zeichnet sich durch eine Kombination von Gedächtnisstörungen und motorischen Symptomen ähnlich wie bei der Parkinson-Krankheit aus.
- Frontotemporale Demenz: Hierbei sind die Bereiche des Gehirns betroffen, die für die Persönlichkeit, das Sozialverhalten und die Sprache verantwortlich sind. Frontotemporale Demenz tritt oft in jüngeren Jahren auf.
- Mischformen: In einigen Fällen kann Demenz auch durch eine Kombination verschiedener Ursachen entstehen, zum Beispiel Alzheimer-Krankheit in Kombination mit vaskulärer Demenz.
Risikofaktoren für die Entwicklung von Demenz
- Alter: Das größte Risiko für die Entwicklung von Demenz ist das höhere Alter. Das Risiko steigt exponentiell ab dem 65. Lebensjahr an.
- Familiäre Vorbelastung: Menschen, deren Familienmitglieder bereits an Demenz erkrankt waren, haben selten ein erhöhtes Risiko, selbst an Demenz zu erkranken. Die genetische Veranlagung spielt dabei eine Rolle, aber auch die Epigenetik (die Lebensumstände).
- Lebensstilfaktoren: Ungesunde Lebensgewohnheiten wie Rauchen, mangelnde körperliche Aktivität, ungesunde Ernährung und Übergewicht, Schlafstörungen und ein erhöhtes Stresslevel können das Demenzrisiko erhöhen.
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Ein ungesunder Lebensstil kann auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen, die wiederum das Risiko für vaskuläre Demenz erhöhen.
- Bildungs- und geistige Aktivitäten: Menschen, die in ihrem Leben wenig Bildung und geistig anspruchsvolle Aktivitäten hatten, könnten ein höheres Demenzrisiko haben.
Nicht alle Menschen mit Risikofaktoren erkranken zwangsläufig an Demenz. Einige Risikofaktoren können jedoch durch eine gesunde Lebensweise und vorbeugende Maßnahmen beeinflusst und somit das Erkrankungsrisiko gemindert werden. Das Bewusstsein für diese Risikofaktoren kann dabei helfen, rechtzeitig präventive Maßnahmen zu ergreifen und das individuelle Demenzrisiko zu verringern. Zudem ermöglicht eine frühe Diagnose eine frühzeitige Behandlung und Unterstützung für Betroffene und ihre Familien.
Symptome von Demenz
Um eine Diagnose frühzeitig stellen zu können, sollte man die ersten Anzeichen von Demenz kennen. Eine Demenz macht sich eigentlich immer zuerst auf der kognitiven Ebene bemerkbar. Die Symptome können je nach Demenzform variieren, aber einige häufige Anzeichen sind:
- Gedächtnisprobleme: Häufiges Vergessen von wichtigen Terminen, wiederholtes Nachfragen nach bereits besprochenen Informationen und Schwierigkeiten, neue Informationen zu behalten.
- Wortfindungsstörungen: Schwierigkeiten beim Finden von Wörtern oder dem Ausdrücken von Gedanken.
- Verändertes Urteilsvermögen: Beispielsweise schlechte Entscheidungen treffen oder das Gefühl für Zeit und Ort verlieren.
- Desorientierung: Sich in bekannten Umgebungen verirren oder die Orientierung verlieren.
- Veränderungen im Verhalten: Unruhe, Reizbarkeit, Misstrauen oder sozialer Rückzug.
Wie wird Demenz diagnostiziert?
Die Diagnose von Demenz ist eine komplexe Angelegenheit, da es verschiedene Demenzformen gibt und die Symptome im Frühstadium oft unspezifisch sein können. Dabei kann es zu Verwechslungen mit anderen psychischen Erkrankungen wie z.B. der Depression kommen. In der Regel umfasst eine präzise Diagnosenfindung zumindest ein Besuch (bzw. mehrere) beim Facharzt oder in einer Gedächtnissprechstunde
Die Diagnoseprozesse können folgende Schritte umfassen:
- Anamnese: Der Arzt führt ein ausführliches Gespräch mit dem Betroffenen und seinen Angehörigen, um die Symptome und die Krankengeschichte zu erfassen.
- Körperliche Untersuchung: Eine gründliche körperliche Untersuchung kann helfen, andere mögliche Ursachen für die Symptome auszuschließen.
- Neuropsychologische Tests: Diese Tests beurteilen das Denkvermögen, die Konzentration, das Gedächtnis und die Sprache des Betroffenen.
- Bildgebende Verfahren: Mithilfe von MRT oder CT-Scans kann der Zustand des Gehirns beurteilt und Anzeichen von Hirnveränderungen festgestellt werden.
- Laboruntersuchungen: Blutuntersuchungen können helfen, andere mögliche Ursachen für die Symptome auszuschließen.
Eine frühzeitige Diagnose von Demenz ermöglicht es Betroffenen und ihren Angehörigen, sich auf die Zukunft vorzubereiten und entsprechende Unterstützung und Hilfsangebote zu nutzen. Frühinterventionen, medikamentöse Behandlungen und therapeutische Maßnahmen können den Verlauf der Erkrankung verlangsamen oder die Symptome lindern, was die Lebensqualität der Betroffenen verbessern kann.
Wenn Sie oder Ihre Angehörigen Anzeichen von Demenz bemerken, zögern Sie nicht, einen Arzt aufzusuchen. Eine frühzeitige Diagnose und die rechtzeitige Einleitung von geeigneten Maßnahmen können einen positiven Einfluss auf den Verlauf der Erkrankung haben und die Lebensqualität aller Beteiligten verbessern.
Demenz ist eine Erkrankung, die nicht nur die Betroffenen selbst betrifft, sondern auch ihre Angehörigen und das gesamte soziale Umfeld. Die Auswirkungen von Demenz können sowohl physischer als auch emotionaler Natur sein und stellen für alle Beteiligten eine große Herausforderung dar.
Physische Auswirkungen
Neben den kognitiven Einschränkungen können sich mit dem Fortschreiten der Demenzerkrankung verschiedene physische Auswirkungen zeigen:
- Einschränkungen der Mobilität: Demenzerkrankungen können früher oder später auch zu einer Verschlechterung der motorischen Fähigkeiten führen, was die Mobilität und Selbstständigkeit der Betroffenen beeinträchtigen kann.
- Ernährungsprobleme: Schwierigkeiten beim Essen und Trinken können auftreten, da die Betroffenen möglicherweise vergessen zu essen oder das Gefühl für Hunger und Durst verlieren. Auch ein “zu viel” an Essen und Trinken aufgrund eines fehlenden Sättigungsgefühls ist nicht ungewöhnlich.
- Hygiene und Selbstpflege: Die Fähigkeit zur eigenständigen Körperpflege lässt im Laufe der Zeit nach, und es kann notwendig sein, Unterstützung bei der täglichen Hygiene zu bieten.
Emotionale und soziale Auswirkungen
Demenz kann erhebliche emotionale und soziale Auswirkungen haben:
- Veränderung der Persönlichkeit: Die Demenzerkrankung kann zu Veränderungen im Verhalten und der Persönlichkeit führen. Betroffene können ängstlicher, aggressiver oder zurückgezogener werden. Es kann jedoch auch ins andere Extrem gehen, so dass sie extrovertierter & maßloser werden, ggf. Grenzen überschreiten und unangenehm im Umgang werden.
- Belastung der Angehörigen: Die Betreuung eines demenzerkrankten Familienmitglieds kann für Angehörige eine große Belastung darstellen. Es können Gefühle von Hilflosigkeit, Frustration und Überforderung auftreten.
- Soziale Isolation: Betroffene können sich in sozialen Situationen unwohl fühlen, was zu sozialer Isolation führen kann. Auch Angehörige isolieren sich dadurch oft immer weiter vom Umfeld.
- Kommunikationsschwierigkeiten: Die Kommunikation mit einem demenzerkrankten Menschen kann herausfordernd sein, da Sprache und Gedanken möglicherweise nicht mehr flüssig abrufbar sind.
Trotz dieser Herausforderungen ist es wichtig zu betonen, dass Demenz nicht das Ende des Lebens bedeutet. Menschen mit Demenz können immer noch Freude und Glück erleben und liebevolle Beziehungen pflegen. Sie wollen und sollen weiterhin mit Respekt und Würde behandelt werden und es sollte ihnen eine sichere und unterstützende Umgebung geboten werden.
Für Angehörige ist es wichtig, sich selbst Unterstützung zu suchen und nicht zu zögern, Hilfe anzunehmen. Es gibt viele Ressourcen und Hilfsangebote (u.a. von Care For You), die dazu beitragen können, den Umgang mit der Erkrankung zu erleichtern und die Lebensqualität für alle Beteiligten zu verbessern.
Die Auswirkungen von Demenz sind vielschichtig, und es ist wichtig, sich mit diesen Herausforderungen auseinanderzusetzen und Unterstützung zu suchen. Eine offene und liebevolle Herangehensweise, sowie der Zugang zu Informationen und Ressourcen, können den Umgang mit der Erkrankung erleichtern und das Leben mit Demenz positiv beeinflussen.
Demenzielle Erkrankungen betrifft zahlreiche Menschen in verschiedenen Lebensphasen. Eine frühzeitige Diagnose, einfühlsamer Umgang und die Bereitschaft, Unterstützung anzunehmen, können einen positiven Einfluss auf den Verlauf der Erkrankung haben und die Lebensqualität für Betroffene und ihre Angehörigen verbessern.
Ich hoffe, dass dieser Blogbeitrag Ihnen einen hilfreichen Überblick über das Thema Demenz gegeben hat und dass Sie einige wertvolle Erkenntnisse und Anregungen mitnehmen konnten. Dieser Beitrag dient einem ersten Überblick über Demenz. Die einzelnen Themen werden in separaten Blogbeiträgen genauer beleuchtet.
Wenn Sie weitere Fragen haben oder Unterstützung benötigen, zögern Sie bitte nicht, mich zu kontaktieren. Ich stehe Ihnen gerne zur Seite und begleite Sie auf Ihrem Weg im Umgang mit der Demenz.
Quellen:
Barnard, N. D., Bush, A. I., Ceccarelli, A., Cooper, J., de Jager, C. A., Erickson, K. I., Fraser, G., Kesler, S., Levin, S. M., Lucey, B., Morris, M. C., & Squitti, R. (2014). Dietary and lifestyle guidelines for the prevention of Alzheimer’s disease. Neurobiology of Aging, 35, S74–S78. https://doi.org/10.1016/j.neurobiolaging.2014.03.033
Bley, C.-H. (2015). Krankheitslehre (2. korrigierter Nachdruck). Georg Thieme Verlag KG.
Gauthier, S., Webster, C., Servaes, S., Morais, J. A., & Rosa-Neto, P. (2022). World Alzheimer Report 2022 – Life after diagnosis: Navigating treatment, care and support. Alzheimer’s Disease International.
Kurz, A., Freter, H.-J., Saxl, S., & Nickel, E. (2019). Demenz—Das Wichtigste. Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V