Eine Demenz tritt nicht plötzlich mit ihrer gesamten Symptomvielfalt und -schwere auf. Sie beginnt ganz langsam, so dass Viele sich anfangs nicht sicher sind Ist das jetzt schon Demenz oder ist meine Vergesslichkeit noch normal? Je nach Ausprägung der Erkrankung werden demenzielle Erkrankungen allgemein in drei Stadien eingeteilt:

Diese 3 Stadien sind nicht trennscharf voneinander abzugrenzen. Meist ist es ein fließender Übergang vom Einen zum Anderen, ohne dass man einen bestimmten Zeitpunkt benennen könnte, zu dem das nächste Stadium begonnen hat. Es gibt mal gute Tage und mal schlechte Tage.

Stadium 1

Das Stadium 1 beschreibt den Anfang der Erkrankung und geht mit beginnenden Störungen von Gedächtnis und Orientierung, Wortfindung und Denken einher. Dies ist das Stadium, in dem es für die betroffenen Menschen selbst und für das Umfeld langsam ersichtlich wird, dass etwas nicht stimmt. Vor allem bei komplexeren Aufgaben kommt es zu ersten Schwierigkeiten im Alltagsgeschehen. In diesem Stadium ist ein Leben in der eigenen häuslichen Umgebung noch möglich. Der betroffene Mensch muss also nicht fürchten, sofort in ein Pflegeheim umziehen zu müssen, sondern kann sein Leben vorerst wie bisher weiterführen. Vielleicht mit ein paar mehr Sicherheitsvorkehrungen, aber er kann zuhause wohnen bleiben.

Die auffallenden Gedächtnis- und Orientierungsstörungen werden z.B. durch Zettelchenschreiben, Beschriften der Schränke und zunehmende Abnabelung vom sozialen Umfeld kompensiert. Viele Menschen, die merken, dass sie eine Demenz entwickeln, schämen sich dafür, versuchen die Erkrankung zu leugnen oder zu verbergen. Sie haben Angst vor Stigmatisierung und dass sie ihrer Selbstständigkeit beraubt werden. Angst davor, entmündigt zu werden, keinen Wert mehr zu haben und letztendlich sich selbst zu verlieren. Viele Menschen haben in dieser Krankheitsphase mit Depressionen zu kämpfen.

Da Jede:r in etwa weiß, wie eine Demenz verläuft und es bisher noch keine Heilung gibt, ist es da verwunderlich, dass der Mensch mit beginnender Demenz Angst vor der Zukunft hat und trauert?

Es gibt jedoch auch jene Menschen, die die Erkrankung als einen Teil ihrer selbst akzeptieren und offen damit umgehen. Die sich aktiv Hilfe holen und sich nicht unterkriegen lassen. Die ihre Freude am Leben behalten. Das ist gewiss nicht leicht und schafft nicht jede:r. Wünschenswert ist es alle mal!

Stadium 2

Im zweiten Stadium findet der erkrankte Mensch sich auch in bekannter Umgebung immer weniger zurecht (ausgeprägte Orientierungsstörungen). Es kommen eine deutliche Beeinträchtigung der Problemlösungsfähigkeit, Erkennungsstörungen sowie ausgeprägte Beeinträchtigungen des Gedächtnisses, des Sprachverständnisses und der Wortfindung in diesem Stadium zu den Symptomen hinzu. Die Kommunikation wird deutlich erschwert. Es kommt vor, dass man als An- oder Zugehöriger/ Betreuungs- oder Pflegekraft etwas sagt und eine Antwort bekommt, die so gar nicht zum Gesagten passt. Oder auch gar keine Antwort bekommt. In kurzen, einfachen Handlungsabläufen kann noch eine gewisse Selbstständigkeit vorhanden sein, jedoch ist der Mensch mit Demenz nun in vielen Bereichen auf Hilfe angewiesen. Es gibt vermutlich bereits Probleme bei der Bewältigung der eigenen Körperpflege, so dass auch hier Unterstützungsbedarf besteht. Alltägliche Tätigkeiten, die tief im Menschen verankert sind, wie das Abtrocknen von Geschirr oder Wäschezusammenlegen, klappen hingegen oft noch wunderbar! Je nach Symptomausprägung kann es sein, dass ab diesem Stadium ein Leben allein in der eigenen Häuslichkeit nicht mehr möglich ist. Das ist jedoch ganz individuell.

Viele Menschen mit Demenz (nicht alle!) wirken ab diesem Stadium wieder etwas zufriedener und scheinen immer mehr in ihrer eigenen Welt zu leben. Die psychischen Probleme wie Scham, Angst, Trauer und Wut werden wieder weniger, da das Bewusstsein für die eigene Erkrankung langsam schwindet.

Stadium 3

Stadium 3 beschreibt einen ausgeprägten kognitiven Abbau. Das Langzeitgedächtnis wird in diesem Stadium vermehrt betroffen und vorausschauendes Planen ist nicht mehr möglich. Die Kommunikation wird immer schwieriger. In diesem Stadium muss diese viel auf der nonverbalen und emotionalen Ebene erfolgen, denn der Mensch mit Demenz ist nicht mehr in der Lage, sich verbal verständlich auszudrücken.

Einfache Handlungen im Alltag können nicht mehr umgesetzt werden. Die Pflegebedürftigkeit des betroffenen Menschen und der Hilfebedarf in allen Lebensbereichen nehmen zu. Bis hin zur Bettlägerigkeit. Auch die körperlichen Symptome nehmen zu. Der Mensch mit Demenz ist inkontinent, kann nur noch schlecht oder gar nicht mehr gehen und die Beweglichkeit generell nimmt ab. Vielleicht hat er auch schon Schluckstörungen entwickelt. Spätestens in diesem Stadium sollten Angehörige professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, falls dies nicht schon längst der Fall ist. Dass der Mensch mit Demenz in diesem Stadium noch alleine in seiner häuslichen Umgebung lebt, ist in der Regel nicht mehr möglich, da er zeitaufwendiger Pflege bedarf.

Das Fortschreiten der Erkrankung ist für die Betroffenen und ihre Angehörigen oft sehr belastend. Es ist wichtig, frühzeitig Unterstützung und Beratung in Anspruch zu nehmen und sich über Entlastungsangebote zu informieren. Eine gute Pflege und Betreuung kann das Leben mit Demenz erleichtern und die Lebensqualität der Betroffenen wie auch der Angehörigen erhöhen.

Zum Schluss dieses Blogartikels möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass natürlich jeder Mensch und jede Demenz unterschiedlich und individuell ist. Diese 3 Stadien spiegeln zwar den typischen Verlauf einer demenziellen Erkrankung wieder, aber es kann auch immer sein, dass es ganz anders läuft. Bei einer frontotemporalen Demenz treten die Gedächtnisstörungen zum Beispiel erst viel später auf. Es kann auch sein, dass ein Mensch mit Alzheimer Demenz bis zum Ende agil und beweglich bleibt.

Sie wissen jetzt, was Sie auf der Lebensreise mit einer Demenz erwarten kann. Ich wünsche Ihnen ganz viel Kraft bei der Bewältigung und stehe Ihnen gern mit Rat und Tat zur Seite!

 

 

 

Quellen:

Ekert, B., & Ekert, C. (2014). Psychologie für Pflegeberufe: Altenpflege, Gesundheits- und Krankenpflege, Gesundheits- und Kinderkrankenpflege (3., komplett überarb. und erw. Aufl). Thieme.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen