Als vaskuläre Demenzen werden alle demenziellen Erscheinungsbilder zusammengefasst, die auf Hirnschädigungen zurückzuführen sind, welche durch mangelnde Durchblutung bestimmter Bereiche des Gehirns verursacht werden. In Abhängigkeit des mangelhaft durchbluteten Bereiches treten auch die Symptome auf. Im Vordergrund stehen dabei vor allem eine Verlangsamung, Denkschwierigkeiten oder auch Stimmungsschwankungen. Es können aber auch Gedächtnisstörungen, Orientierungsstörungen, Sprachstörungen und andere auftreten. Bei der vaskulären Demenz ist die Hirnrinde nicht betroffen, deshalb handelt es sich bei dieser Erkrankung um eine subkortikale Demenz. Im CT oder MRT sind die durch die Minderdurchblutung entstandenen Schäden im Gehirn erkennbar, wodurch diese Art der Demenz gut diagnostizierbar ist.

Wie kommt es, dass manche Bereiche des Gehirns so mangelhaft durchblutet werden, dass da solche Schäden auftreten?

Eine Minderdurchblutung von Hirngewebe wird z.B. durch Hirninfarkte, sogenannte Schlaganfälle, ausgelöst. Es kann sein, dass viele kleine oder auch wenige größere Infarkte bewirken, dass eine kritische Masse von Hirngewebe aufgrund der Unterdurchblutung abstirbt und es somit zu kognitiven Ausfällen kommt. Alternativ führen Infarkte an einer systemisch wichtigen Stelle, quasi den Verteilerstellen, zum Untergang des Hirngewebes, das von den dahinterliegenden Gefäßen versorgt wird, weil dort kein Blut mehr hingelangt. So ein Hirninfarkt wird in den meisten Fällen durch eine Arterienverkalkung, die sogenannte Arteriosklerose, verursacht. Diese wird durch zu hohen Blutdruck, Diabetes mellitus und/oder Tabakkonsum begünstigt. Dabei bilden sich Ablagerungen aus Fett und Kalk, die sogenannten Plaques, an den Innenwänden der Blutgefäße. Je größer die Plaques im Laufe der Zeit werden, desto enger wird das Blutgefäß. Mit zunehmender Verengung des Gefäßes kann immer weniger sauerstoffreiches Blut zum Gewebe gelangen. Das ist natürlich nicht förderlich, weil die Zellen des Gewebes Sauerstoff und auch andere im Blut transportierte Stoffe für ihren Stoffwechsel benötigen. Brechen die Plaques an den Gefäßinnenwänden auf, können sich dort Blutgerinnsel auflagern, was zum Verschluss des Gefäßes führt. Wie diese Blutgerinnsel entstehen, beleuchte ich in diesem Zuge nicht genauer, sonst könnten wir auch noch die Thematik des Herz-Kreislaufs-Systems mit sämtlichen Erkrankungen durchnehmen… Auch ein Embolus kann ein Blutgefäß verschließen, allerdings nur, wenn sein Eigendurchmesser größer ist als der Durchmesser des Gefäßes. Dabei handelt es sich um einen über die Blutbahn verschleppten Pfropf, der sich im Blut nicht auflöst. Hierfür kommen z.B. losgelöste Blutgerinnsel, Tumorzellen, Gewebestückchen, Fetttropfen oder Luft in Frage. Auch auf die Entstehung eines Embolus werde ich jetzt nicht weiter eingehen.

Wird ein Blutgefäß auf die eine oder andere Weise verschlossen, folgt daraus, dass das hinter dem Verschluss liegende Gewebe nicht mehr ausreichend versorgt wird und schließlich abstirbt, der Infarkt wird manifest. Deshalb ist es überaus wichtig, bei ersten Anzeichen für einen Hirninfarkt zu handeln und sich umgehend in medizinische Betreuung zu begeben. Je schneller ein Hirninfarkt erkannt und behandelt wird, desto größer ist die Chance auf Rettung des Hirngewebes. Um einen Hirninfarkt zu erkennen, muss man die Symptome kennen. Zu den häufigsten Symptomen zählen Sehstörungen, Sprach- und Sprachverständnisstörungen, Lähmungen und Taubheitsgefühle, Schwindel mit Gangunsicherheit sowie sehr starke Kopfschmerzen.

Haben Sie den Verdacht, dass Sie selbst oder Ihr Mitmensch eine Art von Schlaganfall erleidet, können Sie die wichtigsten Anzeichen durch den FAST-Test überprüfen. FAST steht als Akronym für Face (Gesicht), Arms (Arme), Speech (Sprache) und Time (Zeit). Hängt ein Mundwinkel beim Versuch zu lächeln herab, deutet das auf eine Halbseitenlähmung hin. Genauso wie nicht beide Arme auf einer Höhe gehalten werden können, wenn eine Lähmung vorliegt. Kann die betroffene Person einen einfachen Satz nicht nachsprechen oder klingt die Sprache verwaschen, könnte eine Sprachstörung vorliegen.

Anders als die Alzheimer-Demenz, die schleichend beginnt und stetig schlimmer wird, zeichnet die vaskuläre Demenz meist ein plötzlicher Beginn und ein schwankender, stufenhafter Verlauf aus. Dieser geht mit vorübergehender Besserung des Zustandes und meist einem zeitlichen Zusammenhang mit einem Schlaganfall einher. Für die Diagnosestellung ist der zeitliche Kontext entscheidend, sowie ein plausibler Zusammenhang mit einem Vorfall von Durchblutungsstörung des Hirns und der Nachweis von gefäßbedingter Hirnveränderungen in CT oder MRT. Die vaskuläre Demenz gilt als nicht heilbar. Die Therapie beschränkt sich auf die Behandlung der Risikofaktoren (wie z.B. Bluthochdruck, Rauchen etc.) , über die Sie an andere Stelle noch mehr erfahren werden. Zusätzlich sind Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie als unterstützende Maßnahmen anzubieten. Die Alzheimer-Demenz und die vaskuläre Demenz treten häufig zusammen auf, was unter anderem dadurch bedingt sein könnte, dass Gefäßveränderungen im Hirn auch einen Risikofaktor für die Alzheimer-Demenz darstellen. Im späten Stadium sind die beiden Erkrankungsformen außerdem kaum noch zu unterscheiden.

Sie haben nun einen kleinen Überblick über die vaskuläre Demenz gewonnen. Bei weiteren Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

Quellen:

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Clasen, A. (2020): Embolie, 2020, https://www.onmeda.de/krankheiten/embolie.html , letzter Zugriff: 12.12.2021

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Hamann, G. F. (2017). Vaskuläre Demenzen. In C.-W. Wallesch & H. Förstl (Eds.), Demenzen (3., unveränderte Auflage). Georg Thieme Verlag.

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