Die frontotemporale Demenz gehört zu den weniger bekannten Demenzformen. Sie wurde in der Vergangenheit auch Pick-Krankheit genannt. Es gibt bei dieser Demenzform verschiedene Unterformen. Für diesen Blogartikel soll es aber genügen diese unter dem Namen frontotemporale Demenz zusammenzufassen. Diese ist etwas abzugrenzen von den anderen Demenzformen, da sie in gewisser Weise besonders ist. Kennzeichnend für diese Erkrankung ist, dass das Gedächtnis vorerst weitgehend erhalten bleibt und Betroffene ein auffällig unsoziales Verhalten an den Tag legen. Ehepartner, die seit über 20 Jahren mit ihrem Partner/ ihrer Partnerin zusammenleben, erkennen diese:n dann plötzlich nicht mehr wieder. Die frontotemporale Demenz betrifft vor allem jüngere Menschen in einem Alter von 50 bis 60 Jahren (manchmal auch noch früher oder deutlich später).

Was passiert im Kopf, was sind die Symptome?

Kennzeichnend für diese Art von Demenz ist ein Schwund von Gewebe des Frontal- und/oder Temporallappens. Was bedeutet das?

Der Frontallappen steuert das Verhalten und der Temporallappen ist ausschlaggebend für die Emotionen. Die symptomatische Ausprägungen der Erkrankung ist davon abhängig, wo genau die Schädigungen vorliegen.

Folgende Symptome sind möglich:

Der erkrankte Mensch verstößt gegen die gebräuchlichsten sozialen Normen und stößt seinem Umfeld oft vor den Kopf, ist sich dieser Tatsache aber überhaupt nicht bewusst. Betroffene der frontotemporalen Demenz haben meist kaum eine Krankheitseinsicht und glauben absolut gesund zu sein. Vor allem die sexuelle Enthemmung, die mit dem Krankheitsbild einhergehen kann, kann eine enorme Belastung für den/die Partner:in und das restliche soziale Umfeld darstellen. Aber auch ein Mangel an Empathie und immer wiederkehrende Aggressionen können das Umfeld enorm belasten. Gedächtnisbeeinträchtigungen treten anfangs noch nicht auf, sondern erst im späteren Verlauf. Aufgrund dieser für Demenz erstmal nicht ganz typischen Symptome ist die Diagnostik oft nicht ganz einfach und kann durchaus zu einer Odyssee werden. Da die Symptome einer frontotemporalen Demenz nicht sonderlich spezifisch für eine Demenz sind, kommt es nicht selten zu Verwechslungen mit psychischen Störungen wie Psychosen, Persönlichkeitsstörungen, Depression etc.

Im späteren Verlauf ähnelt die frontotemporale Demenz von ihren Symptomen sehr der Alzheimer-Demenz. In der späteren Phase erfolgt ein ähnlicher Abbau der kognitiven und körperlichen Fähigkeiten, so dass auch diese Form der Demenz schlussendlich in der absoluten Pflegebedürftigkeit endet.

Warum und wie es zu diesem Schwund an Hirngewebe kommt, ist in den meisten Fällen nicht bekannt. Bei etwa 10 Prozent der Betroffenen wird diese Art der Demenz durch Mutationen in bestimmten Genen ausgelöst, so dass es zu einer familiären Häufung des Krankheitsauftretens kommen kann. Neben diesen Genveränderungen sind bisher keine Risikofaktoren für diese Erkrankung bekannt, was die Möglichkeiten der Vorbeugung natürlich maßgeblich einschränkt.

Ist die frontotemporale Demenz behandelbar?

Zur Behandlung der frontotemporalen Demenz gibt es bisher keine Medikamente, die nachweislich gegen die Symptome helfen. Von den sogenannten serotonergen Antidepressiva wie Citalopram etc. können jedoch manche Betroffene profitieren, da diese einen antriebssteigernden Effekt haben. Möchte man eher das Gegenteil erreichen, weil der Betroffene unter starker Unruhe und Aggressivität leidet, kann auf Neuroleptika wie z.B. Melperon zurückgegriffen werden. Da damit die medikamentöse Palette auch schon weitgehend ausgeschöpft ist und ein Verlauf der Erkrankung so nicht verhindert werden kann, kommt den nicht-medikamentösen Behandlungen wie bei allen Demenzformen auch hier eine hohe Wichtigkeit zu. Sportliche Betätigung, Musik-, Tanz- und Kunsttherapie kann sinnvoll sein und ist vor allem bei Symptomen wie Rückzug und Teilnahmslosigkeit zu empfehlen. Da jedoch auch mit diesen Maßnahmen laut einschlägiger Literatur keine Heilung zu erreichen ist, versterben die Betroffenen durchschnittlich acht Jahre nach erstem Auftreten der Symptome. Hierbei handelt es sich um einen Durchschnittswert. Die frontotemporale Demenz kann auch sehr schnell voranschreiten oder sehr langsam.

Nun wissen Sie die wichtigsten Punkte zur frontotemporalen Demenz. Ich hoffe, der Blogbeitrag hat Ihnen weitergeholfen. Kommen Sie bei weiteren Fragen immer gerne auf mich zu!

Quellen:

Brand, M., & Markowitsch, H. J. (2005). Neuropsychologische Früherkrennung und Diagnostik der Demenzen. In M. Martin & H. R. Schelling (Eds.), Demenz in Schlüsselbegriffen: Grundlagen und Praxis für Praktiker, Betroffene und deren Angehörige. Hogrefe AG.

Feichter, M. (2021): Frontotemporale Demenz, 2021, https://www.netdoktor.de/krankheiten/demenz/frontotemporale-demenz/ , letzter Zugriff: 12.12.2021

Kratz, T. (2017). The Diagnosis and Treatment of Behavioral Disorders in Dementia. Deutsches Ärzteblatt International, 114(26), 447–454. https://doi.org/10.3238/arztebl.2017.0447

Stoffers, T. (2016). Demenz erleben. Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-12469-4

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen